Viren und Bakterien – wo liegen die Unterschiede?
Viren und die von ihnen ausgelösten Erkrankungen sind ein großes Thema in der letzten Zeit. Viele besorgte Menschen fragen sich daher, warum für Viren zwar Impfungen zur Verfügung stehen, Antibiotika jedoch keine Wirkung zeigen. Die Gründe sind in den physiologischen Unterschieden dieser beiden Keimarten begründet.
Bakterien
Bei Bakterien handelt es sich um einzellige Organismen. Allerdings unterscheiden sie sich an einigen Stellen von tierischen Zellen und auch tierischen Einzellern. Letztere bestehen zwar ebenfalls aus nur einer Zelle, sind aber um ein Vielfaches größer als die meisten Bakterien. Zudem besitzen sie einen Zellkern, in dem die DNA gespeichert ist – ebenso wie bei menschlichen Zellen. Anders bei Bakterien: Die DNA befindet sich als frei schwebender Strang oder zu kleinen, „Plasmid“ genannten Ringen zusammengefasst im Zellplasma.
Weitere Unterschiede sind das Vorliegen einer Zellwand aus dem Protein Murein bei Bakterien anstatt einer Zellmembran, zudem liegen andere Zellorganellen vor. Diese Faktoren werden in der Pharmazie genutzt, um Medikamente zu kreieren, die Bakterienzellen, aber keine menschlichen oder tierischen Zellen zerstören. Ein Ansatzpunkt kann beispielsweise spezifisch die Synthese des Mureins bilden, da Bakterien ohne dieses Protein keine Zellwand aufbauen können und absterben. Bei Säugetierzellen spielt es hingegen keine Rolle.
Viren
Bei Viren handelt es sich nicht um vollständige Zellen – je nach Definition ist nicht klar, ob es sich überhaupt um Lebewesen im engeren Sinne handelt. Im Gegensatz zu Bakterien sind sie nicht imstande, sich selbstständig zu vermehren, stattdessen benötigen sie Wirtszellen, um deren Strukturen auszunutzen.
Je nach Virus kann es sich dabei um tierische, pflanzliche, aber auch pilzliche oder bakterielle Zellen handeln – einige sind Generalisten, andere befallen nur wenige Arten oder Familien. Viren sind extrem klein und enthalten lediglich ihre Reproduktionsinformationen sowie Hilfsstrukturen zum Anheften und Kapseln aus Proteinen, dank derer sie eine Zeit lang außerhalb einer Zelle überdauern können. Im Gegensatz zu einigen Bakterien, die echte Überdauerungsformen oder sogar langlebige Sporen bilden, ist ihre Lebensspanne jedoch kurz. Ungeschützt sterben sie selbst unter günstigen Bedingungen in Minuten bis wenigen Wochen, abhängig von der Art des Virus und der Umgebung.
Fazit
Sowohl Viren als auch Bakterien können Erkrankungen auslösen – in einigen Fällen, wie der Mandelentzündung, sogar mit nahezu gleichen Symptomen –, trotzdem unterscheiden sie sich erheblich. Während Antibiotika bei vielen bakteriellen Infektionen gute Wirksamkeit zeigen, sind sie gegen Viren zumeist machtlos.
Das Fehlen eines Stoffwechsels sowie einer eigenen Reproduktion macht sie unempfindlich gegen die Medikamente. Das menschliche Immunsystem kann Viren jedoch bereits auf Basis ihrer Proteinstrukturen erkennen und vernichten. Schon deshalb sind Impfungen einer der wichtigsten Bausteine im Kampf gegen viröse Infektionen. Nicht zuletzt hilft die Unterscheidung, überflüssige Antibiotikabehandlungen zu vermeiden und so die Ausbreitung von Resistenzen einzudämmen.